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Williz 'Kampf' mit der Deutschen Bahn AG
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An die
Deutsche Bahn AG
Kommunikation Niedersachsen/Bremen
Joachimstr. 8
30159 Hannover

Offener Brief – Beschwerde vom 05.10.2004

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit über 9 Jahren pendle ich mit der Deutschen Bahn zwischen Tostedt und Hamburg werktäglich zur Arbeit und zurück. Verspätungen sind dabei für mich und meine Mitreisenden nichts Neues. Dass dieses durch die Vollsperrung der Strecke Buchholz/Nordheide und Hamburg-Harburg in der Zeit vom 05.04. bis zum 11.12.2004 eher schlimmer wird, war zu befürchten. Was ich aber in den letzten Tagen und Wochen erlebe, hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr zu akzeptieren ist. Ich bin kein Buchhalter, aber ich habe die letzten gut zwei Wochen protokolliert. Hierzu muss ich sagen, dass ich morgens meist mit der RB (Regionalbahn) 24449 ab Tostedt (planmäßige Abfahrt 6 Uhr 17) nach Hamburg Hbf. (planmäßige Ankunft 7 Uhr 00) fahre
(Im durch die Baumaßnahmen geänderten Fahrplan verschob sich die Abfahrzeit des Zuges vorher von 5 Uhr 55 auf 5 Uhr 47 bei gleicher Ankunftszeit; der folgende Zug fährt dafür statt bisher 6 Uhr 35 erst um 6 Uhr 40 los und endet bereits in Hamburg-Harburg, was ein zusätzliches Umsteigen in die S-Bahn erforderlich macht):

Mo., den 20.09. 5-6 Min. Verspätung
Di., den 21.09. 10 Min. Verspätung
Mi., den 22.09. pünktlich
Do., den 23.09. 9 Min. Verspätung
Fr., den 24.09. 10 Min. Verspätung
 
Mo., den 27.09. 12 Min. Verspätung
Di., den 28.09. 11 Min. Verspätung
Mi., den 29.09. 19 Min. Verspätung
Do., den 30.09. fahre morgens 5 Uhr 47 mit dem Metronom, da wichtigen Termin: pünktlich
Fr., den 01.10. fahre morgens 5 Uhr 47 mit dem Metronom, da wichtigen Termin: 5 Min. Verspätung
 
Mo., den 04.10. pünktlich
Di., den 05.10. 26 Min. Verspätung, da kein Zugpersonal verfügbar

Abends fahre ich jetzt fast immer mit dem Metronom und komme, bis auf wenige Ausnahmen, ziemlich pünktlich nach Tostedt zurück - Ausnahmen:

Am Mo., den 20.09., hatte ich einen Arzttermin in Tostedt und wollte mit der RB 24422 (planmäßige Abfahrt ab Hamburg Hbf. 16 Uhr 37) fahren. Durch einen totalen Stromausfall im Hauptbahnhof war ich gezwungen mit der S-Bahn bis Harburg zu fahren, um dort mit dem Metronom weiterzukommen. Meine Verspätung betrug rd. 48 Minuten (Ankunft der RB 24422 wäre planmäßig 17 Uhr 18 gewesen, ich kam aber erst um 18 Uhr 06 an).

Mit dem Metronom ME 81418 (planmäßige Abfahrt ab HH Hbf. 13 Uhr 13) hatte ich jeweils an den Freitagen, den 24.09. 10 Minuten und den 01.10. 13 Minuten Verspätung.

Was ich dabei nicht nachvollziehen kann: Bereits am frühen Morgen kommt es schon zu erheblichen Verspätungen. Unzumutbar dabei ist, dass der Fahrgast in fast allen Fällen keinerlei Informationen durch das Zugpersonal erhält. Hat ein Zug Verspätung, so kann man davon ausgehen, dass ein sogenannter Zugbegleiter nirgends auffindbar ist.

Als Kunde im Nahverkehr kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, ein Fahrgast dritten Klasse zu sein. Nicht nur, dass der Fernverkehr absoluten Vorrang hat (mit Einführung der Kundencharta, die natürlich nicht für den Nahverkehr gilt, wird sich das eher noch verschärfen), auch der Güterverkehr wird oft genug vorgezogen (warum müssen zwei Güterzüge nacheinander auf dem direkten Gleis neben dem Bahnsteig, der vollbesetzt mit wartenden Fahrgästen ist, durch den Tostedter Bahnhof rasen, obwohl es Ausweichmöglichkeiten über andere Gleise gibt – so geschehen am 27.09. morgens gegen 6 Uhr 20).

Wie ich anfangs schrieb, sind mir Verspätungen nichts Neues. Und leider öfter, als es mir lieb war, habe ich mich an den Kundendialog (Formular über das Internet) mit meinen Beschwerden gewandt. Die Antworten kamen schnell, wenn auch standardisiert und mit Gemeinplätzen gespickt. Hier eine kleine Auswahl:

„ ... Leider können wir wegen der Komplexität des Bahnbetriebs und der Abhängigkeit vom reibungslosen Zusammenspiel der verschiedenen technischen Komponenten betriebliche Unregelmäßigkeiten bzw. Zugverspätungen nicht ausschließen.

Selbstverständlich haben aber Betriebsqualität und insbesondere Pünktlichkeit bei uns immer höchste Priorität. ...“ ---

„ ... Wir sind uns der Folgen bewusst, die Verspätungen oder verpasste Anschlusszüge für die Reisenden haben können. Selbstverständlich unternehmen wir große Anstrengungen um Bahnfahren für unsere Kunden jederzeit komfortabel und zuverlässig zu gestalten. ...“ ---

„ ... Wir sind uns der Folgen bewusst, die Verspätungen oder verpasste Anschlusszüge für die Reisenden haben können.

Ohne etwas zu beschönigen, möchten wir Sie bitten, das Thema Pünktlichkeit auch in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. Die Deutsche Bahn betreibt eines der engmaschigsten Schienennetze der Welt. In einem derart vernetzten System lassen sich Unregelmäßigkeiten leider nicht völlig vermeiden. Die Ursachen sind vielfältig. Neben technischen Störungen spielen hier auch äußere Einflüsse eine Rolle. Fehler von unserer Seite sollten zwar nicht vorkommen, lassen sich aber ebenfalls nicht ganz ausschließen. Dennoch nimmt die Bahn mit durchschnittlich über 90 Prozent Gesamtpünktlichkeit den Spitzenplatz unter den Verkehrsmitteln ein. Allerdings lässt sich auch im System Bahn die Pünktlichkeit nicht auf 100 Prozent steigern - ebenso wie sich weder Staus auf den Straßen oder Warteschleifen in der Luft gänzlich verhindern lassen. ...“ ---

„ ... Erlauben Sie uns in diesem Zusammenhang eine Anmerkung zur aktuellen Situation unseres Schienennetzes. Um das jahrzehntelang vernachlässigte Schienennetz [
von mir fett gesetzt] der Bahn wieder in Ordnung zu bringen und um unser Netz für neue und schnellere Direktverbindungen auszubauen, haben wir derzeit eine Rekordzahl von bis zu 800 Baustellen gleichzeitig zu bewältigen. Obwohl wir versuchen, die Arbeiten in erster Linie auf die verkehrsschwachen Zeiten zu legen, lassen sich Beeinträchtigungen im Schienenverkehr leider nicht vermeiden. Dafür können wir unsere Fahrgäste nur um Verständnis bitten. ...“

Unter http://www.bmvbw.de/Schiene-.331.htm
(Seite inzwischen nicht mehr verfügbar) findet man zum Thema Bahnreform:
„In unserem Verkehressystem werden nur moderne und leistungsfähige Bahnen Zukunft haben. Modern sein heißt: pünktlich, preiswert, attraktiv; mit einem Wort: kundengerecht. ...“

Auf die Werbung der Deutschen Bahn AG zum Personennahverkehr, die in diesem Jahr oft genug im Fernsehen zu sehen war, möchte ich erst gar nicht eingehen. Und auch zu den weiteren Mängeln neben der Unpünktlichkeit, von denen man als Bahnkunde im Nahverkehr betroffen ist, nur einige Stichworte:

veraltete, laute Waggons – nicht funktionsfähige Türen, Heizungen – verdreckte Abteile

Unter diesen Gesichtspunkten ist es geradezu eine Unverschämtheit, wie der Kunde durch stetige Fahrpreiserhöhungen geschröpft wird. Ich bin gern bereit, einige Euro mehr auf den Tisch zu legen. Nur erwarte ich dann auch eine entsprechend akzeptable Leistung. Das ist nicht der Fall und wird auch in Zukunft nicht der Fall sein.

Von Modernität, Pünktlichkeit, Attraktivität und Preisgünstigkeit kann man im Nahverkehr zwischen Hamburg und Bremen nicht sprechen (rühmliche Ausnahme die Züge der metronom Eisenbahngesellschaft mbH, die als Privatunternehmen die Strecke Bremen – Hamburg von der DBAG übernommen hat).

Meine Beschwerde richtet sich in erster Linie gegen die Fahrdienstleitung, die durch ihre, für mich leider nicht immer nachvollziehbaren, Entscheidungen dazu beitragen, dass es zu Benachteiligungen des Nahverkehrs kommt. Insbesondere richtet sich meine Beschwerde gegen die Verantwortlichen, die entsprechende Anweisungen erlassen, die das Handeln der Fahrdienstleitung rechtfertigen.

Ich erlaube mir, diesen offen gehaltenen Beschwerdebrief auch an die unten aufgeführten Institutionen usw. in Kopie zu senden. Außerdem werde ich mit vorbehalten, dieses Schreiben meiner kleinen Internetseite (http://www.albinz.net/dbag.html) hinzuzufügen.


Zuletzt: Wie geschrieben ist eine Ursache der zz. so massiv auftretenden Verspätungen die Vollsperrung der Strecke Buchholz/Nordheide – Hamburg-Harburg und die damit verbundene Umleitung des Bahnverkehrs über Maschen. Die Bauarbeiten sollen bis zum 11.12.2004 abgeschlossen sein. Mich würde es doch sehr interessieren, ob man aus heutiger Sicht davon ausgehen kann, ob mit dem Winterfahrplan tatsächlich die Strecke Buchholz/Nordheide – HH-Harburg wieder freigegeben wird oder ob sich die Bauarbeiten möglicherweise noch weiter hinausziehen.

Natürlich würde es mich freuen, von Ihnen eine Antwort zu erhalten. Aber bitte ersparen Sie mir Phrasen, die mir und meinen Leidensgenossen nicht weiterhelfen. Verwenden Sie dann lieber Ihre Energie, um den aufgeführten Missstände entgegenzuwirken.


Mit durchaus noch freundlichen Grüßen
Wilfried Albin

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In Kopie an:

DB Regio AG
Deutsche Bahn AG
Kommunikation Personenverkehr
Lennéstraße 5
10785 Berlin


DB Personenverkehr GmbH
Kundendialog
Postfach 60 07 49
22207 Hamburg
kundendialog@bahn.de


Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Invalidenstraße 44
10115 Berlin
buergerinfo@bmvbw.bund.de


Erlauben Sie mir, das anliegenden Schreiben auch an Sie zu übergeben. Sollten Sie nicht, auch nicht im entferntesten zuständig sein, dann werfen Sie es ganz einfach in Ihren Papierkorb. Ich werde es überwinden, von Ihnen keine Antwort zu erhalten.

Hierzu die Antwort der Deutschen Bahn AG - Kommunikation Niedersachsen/Bremen vom 12.10.2004:

Sehr geehrter Herr A.,

vielen Dank für Ihre Zuschrift.

Es tut uns Leid, dass Sie wiederholt Verspätungen auf der Strecke von Tostedt nach Hamburg in Kauf nehmen mussten.

Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir [uns] nur auf die Züge der DB Regio AG eingehen können. Informationen zu den Metronom-Zügen bekommen Sie bei der Firma Metronom in Uelzen.

Von den größeren Störungen abgesehen bekamen die Züge ab Buchholz bzw. Hamburg-Harburg i.d. R. bis zu ca. 9 Minuten Verspätung durch die hohe Zugfolge auf diesem Streckenabschnitt. Auf dieser Strecke haben wir gemischten Verkehr, also Züge mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (Nah- und Fernverkehrszüge sowie Güterzüge). Diese Konstellation ist besonders empfindlich, so dass schon die Verspätung eines Zuges sich schnell auf andere Züge auswirkt.

Selbstverständlich ist das Zugpersonal angewiesen, die Fahrgäste über Störungen im Betriebsablauf zu unterrichten. Dies kann allerdings nur bei den größeren Verzögerungen erfolgen.

Wegen der aufgetretenen Qualitätsmängel übersenden wir Ihnen aus Kulanz heraus den beiliegenden Reisegutschein im Wert von 15 EURO und wünschen ihnen [!], dass Sie zukünftig wieder angenehmere Erfahrungen mit der Bahn machen können.

Mit freundlichen Grüßen
DB Regio AG

i.A. G.B.

Anmerkung: Ich habe mich riesig über den Reisegutschein gefreut. Wenn man z.B. Handwerker im Hause hat und die bauen reichlich Murx, dann bekommt man für gewöhnlich statt der Gewährleistung auch einen Gutschein über kostenlose Arbeitsstunden, damit man diesen Handwerker auch für weitere Arbeiten beauftragt ... Oder? Und das lediglich aus Gründen der Kulanz - wie großzügig und entgegenkommend die Bahn doch ist (denn das bedeutet Kulanz). Wie gesagt: Die Freude war groß ... ?!


Und der Vollständigkeit halber die Antwort vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen  (Leiter des Referates EW15 - Eisenbahntechnik usw.) vom 13.10.2004 (alle anderen haben sich nicht gemeldet):

Sehr geehrter Herr A.,

ich danke Ihnen für Ihre Beschwerde [...]. Ich bedauere, dass Ihnen das Angebot der DB AG Anlass zur Beschwerde gibt, und stimme Ihnen zu, dass entsprechende kritische Hinweise durchaus konstruktiv zu werten sind. Der Vorstand der DB AG hat grundsätzlich versichert, allen Anregungen nachzugehen und sich für eine Änderung erkannter Mängel einzusetzen.

In diesen Fragen handelt die DB AG in eigener unternehmerischer Verantwortung. Dem Bundesministerium für Verkehr [...] ist es zwar möglich, in den Gesprächen mit dem Vorstand der DB AG auf Fehlentwicklungen hinzuweisen, es kann aber nicht direkt in die Einzelheiten der Planung und Durchführung unternehmerischer Angebote der DB AG eingreifen.

Die strikte Trennung von staatlichen und unternehmerischen Aufgaben ist ein wesentliches Merkmal der in breitem politischen Konsens Ende 1993 vom Bundestag und Bundesrat beschlossenen Bahnreform. [... usw.].

Ich gehe davon aus, dass die DB AG Ihnen [...] ausführlich antworten und um eine Abstellung erkannter Mängel bemüht sein wird.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag
K.B.

Die bereits für 2003 angekündigten Streckenarbeiten, die zu einer Vollsperrung der Bahnstrecke Buchholz/Nordheide - Hamburg-Harburg führen sollten, werden nun in der Zeit vom 5. April bis 11. Dezember 2004 nachgeholt, d.h. die Strecke Hamburg-Harburg - Buchholz wird vollständig gesperrt. Die Umleitung geht über Maschen.

Die Folge: Geänderte und längere Fahrzeiten. Schienenersatzverkehr durch Busse für Hittfeld und Maschen. Wegfall einiger Regionalbahnen der DBAG (z.B. die RBs um 15 Uhr 58, 16 Uhr 58 und 18 Uhr 55 ab Hamburg Hbf. - aber auch morgens sind einige Züger ersatzlos gestrichen - zumindest, wenn man von Tostedt abfahren möchte). 

Hoffen wir armen Pendler nur, dass dieser Kelch bald an uns vorübergegangen sein wird und die Bauarbeiten planmäßig abgeschlossen werden. Aber was läuft bei der DBAG schon planmäßig?

Auf jeden Fall: Man muss neben den längeren Fahrzeiten auch mit größeren Verspätungen im Nahverkehr zwischen Hamburg und Bremen rechnen. Verspätungen von 10 bis 20 Minuten (und mehr) sind leider keine Seltenheit!

An die DBAG am 18.06.2004 (über das Kundendialog/Kontakt-Formular):

Vielen herzlichen Dank! Ich bin Pendler im Nahverkehr zwischen Tostedt und Hamburg und hatte gestern das einmalige Erlebnis, dass mein Zug (RB 6 Uhr 17 ab Tostedt, Ankunft 7 Uhr 00 Hamburg Hbf.) einmal auf die Minute pünktlich war. Es war absehbar, dass es durch die Vollsperrung der Strecke Buchholz/Nordheide - HH-Harburg nicht nur zu längeren Fahrzeiten, sondern auch zu ständigen Verspätungen kommt. Dass es Verspätungen über das sonst übliche Maß hinaus sein werden, dachte ich allerdings nicht. Aber alles lässt sich steigernd. Dafür sitzt man ja in modernen, leisen, wohlklimatisierten Zügen (so will es Ihre Werbung den ahnungslosen, potentiellen Neukunden suggerieren). Lässt sich die Heizung mal nicht ausstellen, dann schwitzt man eben ein wenig. Schwitzen tut gut und ist besser als frieren. 

Heute nun hatte mein Zug endlich wieder 12 Minuten Verspätung. Da fühlt man sich doch gleich viel besser, denn da stimmt die Welt wieder! Wo kommen wir denn hin, wenn die Züge plötzlich pünktlich sind. Dann hat man nichts mehr zu meckern. Gerade das brauche ich am Morgen. Das regt den Kreislauf an und macht mich fit für die anstehenden Aufgaben des Tages!

Dafür nimmt man dann auch gern eine Erhöhung der Preise um über 4 % hin (ab Januar d.J.). Alles wird eben teurer. Schließlich hält man sich ja auch länger in den Zügen auf.


Bitte ersparen Sie mir Ihre Antwort!

Leider blieb mir die Antwort nicht erspart - zudem als nichts sagendes, phrasenreiches Standardschreiben (noch am gleichen Tag zugestellt) - da kann ich nur lachen:

Sehr geehrter Herr Albin,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 18.06. dieses Jahres, die wir gerne beantworten.

Wir bedauern sehr, dass Ihre Bahnreisen nicht immer so verliefen, wie Sie es erwarten durften. Für die dadurch entstandenen Unannehmlichkeiten bitten wir Sie um Entschuldigung.

Damit sich unsere Fahrgäste aber dennoch vor Reiseantritt über mögliche Verzögerungen informieren können, stellen wir im Internet - unter www.bahn.de im Menüpunkt "Fahrpläne" - alle aktuellen Verkehrsmeldungen ein. Darüber hinaus sind hier die aktuellen Abfahrts- und Ankunftszeiten für viele Bahnhöfe abrufbar.

Wir danken Ihnen für Ihre kritischen Zeilen und hoffen, dass Sie uns Gelegenheit geben, Ihr Vertrauen zurückzugewinnen und trotz der unerfreulichen Erlebnisse die Bahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel bevorzugen.


Mit freundlichen Grüßen

DB Fernverkehr AG
Ihr Kundendialog
i.A. A. N.

StammplatzCard der Metronom Eisenbahngesellschaft mbH
"Return to Sender"

An die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH am 23.06.2004 per Mail:

Sehr geehrte Metronom'lerInnen,

bitte erlauben Sie mir, Ihnen (zunächst symbolisch als Grafik) meine StammplatzCard zurückzugeben (die eigentliche Karte werde ich einem Ihrer Mitarbeiter aushändigen). Bisher fuhr ich mit dem ME 81426 ab Hamburg-Dammtor, Abfahrt 16 Uhr 46, bis Tostedt, Ankunft 17 Uhr 30 - beides fahrplanmäßig wohlbemerkt, leider meist nicht wirklich!


Mit Übernahme der Regionalexpressstrecke von der DBAG an die Metronom Eisenbahngesellschaft mbH ist der oben genannte Zug leider der letzte, der zur Feierabendzeit über den Bahnhof Dammtor fährt. Steigt man in Dammtor ein, dann entgeht man dem großen Ansturm der Fahrgäste wie auf dem Hauptbahnhof von Hamburg. Dafür nimmt man schon die eine oder andere Verspätung in Kauf, die u.a. durch das Nadelöhr Dammtor entsteht. Wie diese Verspätungen in letzter Zeit, die nicht allein durch die Baumaßnahmen zwischen Hamburg-Harburg und Buchholz/Nordheide zu erklären sind, zunehmen, hat ein Ausmaß erreicht, das ich nicht mehr akzeptabel finde. Wenn der nachfolgende Metronom mit Abfahrtzeit 17 Uhr 13 von HH Hbf. öfter fast zeitgleich, ja, wie am 01.06.2004 (siehe auch unten) geschehen, sogar vor dem ME 81426 in Tostedt eintrifft, dann wechselt man eben den Zug (und kann dafür z.B. 20 Minuten länger arbeiten).

Besonders ärgerlich ist es oft, wenn nötige Hinweise auf Änderungen (z.B. fuhr mein Zug gestern erst ab HH-Harburg) am Bahnsteig überhaupt nicht oder nicht rechtzeitig durchgegeben werden (ich konnte gestern nur noch den nächsten Zug nehmen und verlor somit 25 Minuten).

Ich weiß: Im Wesentlichen sind es unvorhersehbare Ereignisse oder es ist die Schuld der DBAG. Wenn man sich aber an deren Kundenkontakt wendet, dann bekommt man vielleicht schnell eine Antwort, nur ist diese nicht gerade sachdienlich, da lediglich aus zwar formvollendeten, aber nichtssagenden Textbausteinen zusammengestrickt. Leider kann ich Sie daher nicht ganz aus der Schuld nehmen.

Vielleicht sollten Sie Ihre (sicherlich vertraglich geregelte) Zusammenarbeit mit der DBAG etwas besser koordinieren. Gegebenfalls sollten Sie auch entsprechende Konsequenzen ziehen, denn es ist ja auch zu Ihrem Schaden, wenn Ihre Kunden z.B. nicht ausreichend durch Lautsprecheransagen informiert werden. Und wie kann es angehen, wenn z.B. gleich mehrere Züge der DB dem Metronom vorgezogen werden, wie am 01.06.2004 (mit meinem Zug Abfahrt 16 Uhr 46 ab HH-Dammtor) geschehen.

Wie gesagt: Ich steige um - und bleibe dabei gern beim Metronom (Abfahrt 17 Uhr 13 ab Hamburg Hbf). Aber es ist doppelt ärgerlich: Ab Januar d.J. gelten um gut 4 % erhöhte Preise! Dafür gibt es längere Fahrzeiten durch die Baumaßnahmen zwischen Harburg und Buchholz - und permanente Verspätungen, die das 'übliche' Maß sehr oft überschreiten!

Trotz allem:
Mit freundlichem Gruß

P.S. Es ist immer etwas: Heute stehen wir fast 10 Minuten kurz vor Buchholz/Nordheide: eine Signalstörung!

Auch hier gab es eine Antwort:

Sehr geehrter Herr Albin,

recht herzlichen Dank für Ihre E-Mail.

Wir bedauern sehr, dass unser metronom 81426 nicht die Pünktlichkeit vorweist, die sie erwarten. Die Pünktlichkeitsdaten für diesen Zug haben wir aufgrund Ihres Schreibens genauer analysiert. Leider ist dieser Zug, wie auch andere, die nach Hamburg-Altona verkehren, häufiger von Verspätungen betroffen, die durch andere Züge auf dem Streckenabschnitt Hamburg-Altona und Hamburg Hbf entstehen. Diese bauen sich zum Teil über den Tag auf. Schon eine eigentlich nur leichte Verspätung von 1 bis 2 Minuten führt auf diesen hoch belasteten Streckenabschnitt schnell zu Verspätungen, unter denen alle Züge, die diesen Streckenabschnitt benutzen, dann leiden. Bei Verspätungen wird aber die planmäßige Zugfolge beibehalten, so dass es vorkommen kann, dass es für einen wartenden Fahrgast den Anschein hat, andere Züge würden vorgelassen. Der verspätete Zug muss dann unter Umständen auch planmäßige Züge vorlassen, um diese nicht zu verspäten.

Gerne beantworten wir Ihre Frage nach den Verspätungsgründen am 01.06.2004 und am 21.06.2004.

Am 01.06.2004 war der ME 81426 um ca. 30 Minuten durch eine vorangegangene Streckensperrung zwischen Hamburg Harburg und Hamburg Hbf verspätet. Grund war hier ein Schwellenbrand, der durch die Feuerwehr erst gelöscht werden musste.

Die Verspätung am 21.06.2004 und der Teilausfall des Zuges von Hamburg-Altona bis Hamburg-Harburg ereigneten sich aufgrund einer in den Nachmittagstunden des 21.06. vorgefallenen Betriebsstörung durch einen Wildunfall zwischen Maschen und Buchholz. Die für den 81426 vorgesehene Zuglok musste Hilfestellung leisten und dadurch kam es schon zu einer Verspätung des mit der Lokomotive von Uelzen nach Hamburg-Altona verkehrenden Zuges. Um die Verspätung des 81426 Altona-Bremen nicht weiter zu erhöhen, wurde der Zug aus Uelzen in Hamburg-Harburg im Rahmen einer so genannten Kurzwenden am Bahnsteig in den 81426 überführt.

Wir bedauern sehr, dass die Lautsprecherdurchsagen hier an diesem Tag nicht ausreichend waren. Diese Thematik werden wir bei einem unserer nächsten Gespräche mit dem Bahnhofsmanagement Hamburg ansprechen.

Wir hoffen, Sie künftig als zufriedenen Fahrgast im metronom 81428 begrüßen zu dürfen.

Freundliche Grüße

Mein Dialog mit der DBAG - Vorbemerkungen:

Unter der Adresse 'Kundendialog/Kontakt' darf man bei der DBAG seinen Frust loswerden. Die genannte Adresse wird, wie es mir scheint, sehr gern geändert. Sicherlich sind strukturelle Änderungen in der gesamten Website der DBAG dafür verantwortlich. Man könnte aber auch denken, dass es durchaus gewollt ist, um Lesezeichen/Bookmarks/Links schnell unaktuell werden zu lassen ...

Wie auch immer. Ich habe mehrmals meinen Ärger der DBAG gegenüber kundgetan. Und sogar die eine oder andere Antwort erhalten. Vielleicht bin ich ein kleiner Querulant, der 'nichts Besseres' zu tun hat, als seitenlange Briefe/Mails an Behörden u.ä. zu schreiben ... Man darf mir aber glauben: Ich habe Besseres zu tun! Wenn man aber tagtäglich mit der Bahn fährt, dann kann man auch als Hartgesottener schnell zum Querschießer werden ...

Hier - in etwas geraffter Form - mein Schriftwechsel:

Mein Dialog/Monolog mit der DBAG - Teil 1:

Mein Schreiben vom 27.06.2001:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit dem Fahrplanwechsel zum 10.06.2001 häufen sich die Verspätungen im ohnehin durch Unpünktlichkeit gekennzeichneten Regionalverkehr zwischen Bremen und Hamburg [...].

Alle Verspätungen – allein seit dem Fahrplanwechsel – lassen sich hier gar nicht aufführen [...]. Ich fahre jeden Morgen mit der Regionalbahn RB 24875 von Tostedt nach Hamburg Hbf. Abfahrt ist 6 Uhr 35, Ankunft: 7 Uhr 16. In Wirklichkeit ist der Zug an den bisher 13 Werktage seit dem 10. Juni nicht einmal pünktlich in Hamburg Hbf. angekommen. Allerdings war der Zug oft genug bis kurz vor dem Hauptbahnhof ‚in der Zeit‘. Da der Zug in das Gleis 12 einlaufen soll, dieses aber durch den Regionalexpress nach Bremen (Abfahrtzeit 7 Uhr 12) blockiert ist, wartet der Zug auf seine Einfahrt (andere Gleise sind zu dieser Zeit frei!).

Angesichts der maroden Gleisanlagen im Bereich des Hamburger Hauptbahnhofs erweist sich der neue Fahrplan schon dadurch als problematisch, da sich Abfahrt (des RE nach Bremen) und Ankunft (meiner RB) in vier Minuten (Unterschied zw. Abfahrt- und Ankunftszeit der beiden Züge) im Schritttempo kaum durchführen lassen. Warum der RE nach Bremen zudem bisher immer verspätet den Bahnhof verlässt, würde mich doch sehr interessieren [...].

Im Zusammenhang mit Verspätungen ... wartet man auf Lautsprecherdurchsagen vergeblich.

Verspätungen kommen oft auch dadurch zustande, dass verspätete Züge des Fernverkehrs Vorrang vor Nahverkehrszügen haben. Bezogen auf meinen morgendlichen Zug heißt das: fünf- bis zehnminütiges Warten in Buchholz/Nordheide auf Überholung durch den Nachtzug! Ich denke, dass man das auch anders lösen kann.

[...]. Ich finde es langsam unerträglich, wie ich als Fahrgast im Nahverkehr behandelt werde. Die Züge sind veraltet – oft lassen sich Türen nicht mehr öffnen, die Heizung lässt sich im Winter unzureichend regulieren – und verdreckt.

[...] Welche Auswirkungen die von der Deutschen Bahn AG geplante sogenannte Y-Trasse haben wird, kann nur erahnt werden. Angesichts der augenblicklich bestehenden Situation kann man z.B. für den Nahverkehr nur das Schlimmste befürchten [...].

P.S. Gestern fuhr ich mit der RB 24908 von Hamburg Hbf, Abfahrt 17 Uhr 18 und Ankunft in Tostedt 17:59. Wegen einer ‚Betriebsstörung‘ hatte der Zug in Tostedt 23 Minuten Verspätung. Übrigens war das seit dem 10.06.2001 nicht die erste, sicherlich auch nicht die letzte Betriebsstörung.

Die Antwort: darauf warte ich noch heute ...!

Mein Dialog/Monolog mit der DBAG - Teil 2:

Meine Mail vom 03.07.2001:

Mit dem Fahrplanwechsel zum 10.06.2001 häufen sich die Verspätungen im ohnehin durch Unpünktlichkeit gekennzeichneten Regionalverkehr zwischen Bremen und Hamburg, u.a. gab es seitdem mehrere Verspätungen bis zu 30 Minuten durch angebliche Betriebsstörungen (Stromausfall, Brückenschaden)  [...].

Heute fuhr ich mit der RB 24871 ab Tostedt (Abfahrt 6 Uhr 17) nach Hamburg Hbf. (Ankunft sollte 6 Uhr 58 sein) und kam auf satte 16 Minuten Verspätung, obwohl der Zug in Hamburg Harburg noch pünktlich war. Was mich dabei besonders ärgert: Ich hätte genügend Zeit gehabt, um mit der S-Bahn um 6 Uhr 57 zu fahren, die um 7 Uhr 10 Hamburg Hbf. erreicht hätte und wäre mit der Bahn ohne Umsteigen bis HH-Sternschanze, meinem Endziel, weitergefahren. Aber man hält es ja nicht für nötig, die Fahrgäste rechtzeitig und umfassend zu informieren. Eine Verspätung war eindeutig absehbar [...].

Und der Nahverkehr kommt spätestens dann zum Erliegen, wenn die geplante Hochgeschwingkeitstrasse zwischen Hamburg und Hannover über Rotenburg/Wümme, also auch über Tostedt, Wirklichkeit werden sollte. Es wird eher Zeit, Investitionen für die Erneuerung der Gleisanlagen im Bereich des Hamburger Hauptbahnhofs bereitzustellen, so marode wie diese sind. Wie sonst ist es zu erklären, dass sämtliche Züge fast im Schritttempo den Bahnhof ansteuern.

Die Antwort: keine

Mein Dialog mit der DBAG - Teil 3:

Meine Mail vom 06.07.2001:

Es tut mir leid, ich kann nicht anders: Aber es ist wirklich langsam das, was man nur noch als ÄTZEND bezeichnen kann.

Heute hatte ich meinen letzten Arbeitstag vor dem Urlaub und machte zeitig Feierabend, um den RE 24392 ab Hamburg Hbf. (Abfahrt 13 Uhr 12) nach Tostedt zu nehmen. Aber am Hamburger Hbf. lief wegen einer Betriebsstörung in HH-Harburg nichts, absolut NICHTS (Stellwerkschaden? Niemand der DB-Angestellten war zu einer klaren Auskunft fähig). Mein Zug stand zwar im richtigen Gleis, wurde aber gecancelt. Ich erwischte dann aber einen IC ab Gleis 14 (Richtung München?), der dann auch außerplanmäßig in Buchholz/Nordheide hielt. Immerhin so flexibel war man. Aber dieser Zug hielt auf einem ‚toten Bahngleis’, das man nur über die Schienen oder durch turnerische Leistung über Absperrungen verlassen konnte. Ich halte das für eine Zumutung. Der angesprochenen Bahnbegleiter des Zuges konnte keine Auskunft geben und zuckte nur mit den Achseln.

[...] Diese Betriebsstörung im Bereich Harburg ist nicht die erste in den letzten Tagen. Bereits am Dienstag, den 26.06., hatte ich knapp 30 Minuten Verspätung bis Tostedt (wieder von Hamburg kommend) durch eine ‚Betriebsstörung’ in Harburg.

Wie ich inzwischen hörte, gab es gestern, den 05.07., ebenfalls Verspätungen durch Stromausfall. Bereits am Morgen des 15.06. verspätete sich mein Zug im Bereich HH- Hbf. um über 10 Minuten durch Stromausfall.

Was mich dabei ärgert, ist die Uninformiertheit Ihrer Angestellten. Keiner konnte auch nur eine halbwegs klare Auskunft erteilen. Selbst der Schaffner des ICs, der heute außerplanmäßig in Buchholz hielt, konnte mir nicht sagen, ob die Ansage stimmt (er hatte sie wohl erst gar nicht gehört). Hinzu kommt eine völlige Hilflosigkeit.

Ich würde Ihnen wirklich raten, Ihr Personal entsprechend zu schulen und auch einmal eine Art ‚Katastrophenübung’ durchzuführen. Denn die sich verstärkt häufenden Verspätungen, teilweise eben durch diese ‚Betriebsstörungen’ verursacht, kann man als ständiger Fahrgast nur als Katastrophe empfinden.

Das I-Tüpfelchen war dann noch Folgendes heute: Ich kaufte Fahrkarten für meine Familie (u.a. zwei Kinder im Alter von 7 und 10 Jahren) für eine Fahrt nach Berlin. Für die beiden Kinder sollte ich entgegen dem bestehenden Tarifangebot auch zahlen. Soviel Inkompetenz an einem Tag ist erschreckend!

Hierzu im 'Buchholzer Wochenblatt' vom 21.07.2001:

Ein Zug nach Nirgendwo

Geisterbahnsteig 7 in Buchholz. Ewigkeiten hat hier kein Zug mehr gehalten. Doch am 6. Juli stoppt außerfahrplanmäßig der IC "Rügen". Für 15 Buchholzer beginnt jetzt das Abenteuer ...

"Nehmt genügend Wasser mit"

pd. Buchholz. Erst springen sie ins Kiesbett, dann durchbrechen sie dichtes Buschwerk [...]. Ein paar Gestalten stolpern eine Eisentreppe hinauf, werden aber von einem unüberwindlichen Sperrgitter gestoppt. Die anderen haben mehr Glück: Sie balancieren über wuchtige Schwellen, lassen einen heranbrausenden Zug passieren und erreichen schließlich die Freiheit.

Flucht aus dem Hochsicherheitstrakt Alcatraz? Mitnichten. Vielmehr der abenteuerliche Survival-Trip einiger Buchholzer, die mit der Bahn von Hamburg in die Nordheidestadt pendeln wollten [...].

Die Antwort der DBAG:

Sehr geehrter Herr Albin,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 06.07.01.

Es tut uns sehr leid, dass Sie die geschilderten Unannehmlichkeiten hatten.

Unvorhersehbare Ereignisse kündigen sich leider nicht vorher an. Ist das Ereignis dann eingetreten, muss teilweise improvisiert werden, um die Reisenden möglichst schnell an das Ziel zu bringen.

Wir haben jedoch anhand der technischen Panne in Hamburg - Harburg gesehen, dass in solchen Situationen schneller und flexibler reagiert werden muss. Daher ist tatsächlich vorgesehen, ein Krisenmanagement aufzubauen, welches sich ausschließlich mit solchen Ereignissen befasst.

Sehr geehrter Herr Albin, für das Erlebnis am 06.07. möchten wie uns entschuldigen. Wir hoffen, dass sich ein derartiges Ereignis mit diesen Folgen in der von Ihnen erlebten Form nicht wiederholen wird.

Mit freundlichen Grüßen
Deutsche Bahn AG
Kundendialog Region Nord

i.A. W. St.

Mein Dialog mit der DBAG - Teil 4:

Meine Mail vom 20.12.2001:

Ihre Werbung mit der dreiminütigen Verspätung finde ich ganz toll. Da ist Ihnen wirklich einmal etwas ganz Starkes eingefallen.

Leider gehöre ich zu den scheinbar wenigen Trotteln, die die Deutsche Bahn AG tagtäglich nutzen, um morgens von Zuhause zur Arbeit und abends wieder zurück zu fahren. Und da hört das Lachen sehr schnell auf. Wenn es dann nur drei Minuten Verspätung wären, könnte man froh sein.

Zugleich ein kleines Rechenbeispiel: Wenn der ICE z.B. von Hamburg nach München drei Minuten Verspätung hat, dann macht das bei einer Fahrzeit von sagen wir einmal 5 Stunden gerade einmal 1 % aus. Bei einer Fahrzeit, z.B. von Hamburg nach Tostedt, sind das dann bei 32 Minuten Fahrzeit bereits knapp 10 %. Und wenn man sich dann wie ich zuletzt einmal wieder um geschlagene 22 Minuten verspätet, na wie viele % sind denn das wohl?

Und auch das gleich an den Anfang: Es ist interessant zu sehen, wie die Fahrzeit im Laufe der Jahre immer mehr gestreckt wird. Benötigte ein Regionalexpress im Sommerfahrplan 1995 für die genannte Strecke ‚nur‘ 29 Minuten (z.B. Abfahrt Hamburg Hbf.: 17 Uhr 23 – Ankunft Tostedt: 17 Uhr 52), so benötigt er heute schon 32 Minuten (Abfahrt Hamburg Hbf.: 17 Uhr 14 – Ankunft Tostedt: 17 Uhr 46). Der Zug Abfahrt 15 Uhr 17 braucht sogar jetzt 35 Minuten (1995: Abfahrt Hamburg Hbf.: 15 Uhr 23 – Ankunft Tostedt: 17 Uhr 52 – ebenfalls 29 Minuten). Nur nebenbei: Ich empfehle, den Fahrplan noch etwas mehr zu strecken, dann gelingt es Ihnen vielleicht auf diese Weise, etwas mehr Pünktlichkeit zu erreichen!

Natürlich fragt man sich, wie diese manchmal extremen Verspätungen zu Stande kommen. Im sogenannten Personennahverkehr sind die Züge erst einmal ‚hintenangestellt‘, d.h. Züge aus dem Fernverkehr haben in der Regel Vorrang. Ist also morgens der Nachtzug aus Stuttgart (Ankunft Hamburg Hbf. 7 Uhr 07) verspätet, so dürfen wir z.B. in Buchholz warten, bis er die RB überholt hat.

Und neu hinzu kommt, dass sich die Abfahrt morgens (RB Abfahrt 6 Uhr 35 ab Tostedt) dadurch verzögert, weil Güterzüge noch zur Überholung durchgelassen werden. Dabei dröhnen schon die ganze Nacht Güterzüge durch Tostedt. Ist der Zug dann wirklich einmal pünktlich, dann kann man davon ausgehen, dass die Einfahrt in den Hauptbahnhof Hamburg dadurch verwehrt wird, weil das Gleis, in das der Zug fahrplanmäßig einrollen sollte, durch einen anderen Zug blockiert ist (obwohl sicherlich andere Gleise frei sind).

Dann gibt es schon allein dadurch Verspätungen, weil die Züge im Schneckentempo den Hamburger Hauptbahnhof ansteuern bzw. verlassen, weil die Schienenanlage schlicht und einfach marode ist und keine schnelleren Fahrten zulässt.

Weiterhin stehen nicht nur Schienen, sondern die Züge selbst kurz vor der Verschrottung. Wie soll man es u.a. sonst verstehen, wenn Züge sich dadurch verspäten (oder gar ganz ausfallen), weil die Loks wegen Schaden ausfallen oder noch schnell getauscht werden müssen. Von Heizungsanlagen, die nicht funktionieren, von Türen, die sich nicht öffnen lassen, und defektem Licht in einzelnen Waggons ganz zu schweigen.

Sicherlich hat die DBAG einiges investiert: Aber die Doppeldeckerzüge zeichnen sich durch Anfälligkeiten aus ("Schönwetterzüge" – zu viel der guten Technik?), durch beengten Raum oder dadurch, dass das Fahrpersonal mit ihnen nicht umzugehen versteht (ein Mangel an entsprechender Ausbildung dürfte wohl vorliegen).

Überhaupt das Personal: Dass man für diesen Job keine akademische Ausbildung benötigt ist klar, aber etwas mehr Kompetenz wäre nicht schlecht. Und wenn es dann einmal (einmal?!) später wird, so könnte man auch eine Durchsage machen und den Grund der Verspätung nennen. Aber wahrscheinlich weiß das Zugpersonal selbst nicht den Grund. Dann lässt der Zugbegleiter/Schaffner sich meist auch gar nicht erst blicken. Man könnte ja nach dem Grund gefragt werden.

Ganz toll finde ich auch, dass man beim Lösen der Fahrkarte im Zug eine 6 DM hohe Nachlösegebühr zu entrichten hat. Viele Bahnhöfe im Nahverkehrsbereich sind nur mit Automaten ausgestattet, die oft nicht funktionieren oder für die Euro-Umstellung zeitweise außer Betrieb sind.

Und ... und ... und... Ich könnte Romane schreiben über das, was ich mit der Deutschen Bahn erlebt habe. Als Pendler, also Dauerfahrgast im Nahverkehr, komme ich mir ähnlich vor wie das ‚liebe Vieh‘, das sich zum Melken lohnt (die nächste Fahrpreiserhöhung steht an), dem man aber keinen Komfort bieten braucht. Vielleicht sollten Ihre hohen Herrschaften einmal eine Zeitlang im Nahverkehr unterwegs sein, um zu sehen, wie ‚toll‘ es ist, in überfüllten, maroden und verspäteten Zügen zu fahren.

Da empfinde ich eine Werbung, wie die eingangs genannte, als Verhöhnung des Kunden! Außerdem ist die Behauptung, die Bahn ist das pünktlichste Verkehrssystem, ja wohl auch nicht ganz richtig. Sicherlich kann man das Schienenverkehrssystem als das pünktlichste ansehen. Innerhalb dieses Systems aber, zu dem die eher pünktlich zu nennenden U-Bahnen und wohl auch Straßenbahnen gehören, ist die Deutsche Bahn (und zunehmend auch deren Tochter, die S-Bahn) sicherlich das unpünktlichste Verkehrsmittel. Aber wenn Sie Ihren Fahrplan noch etwas strecken, dann werden Sie es bestimmt eines Tages schaffen, pünktlich zu sein. Oder ließe sich die Pünktlichkeit auch ‚auf normalen Wege‘ herstellen?!

Die Antwort der DBAG:

Betreff: Zugverspätungen
Datum: Freitag, 28. Dezember 2001 09:07

Sehr geehrter Herr Albin,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Wir haben zwischenzeitlich die Zugläufe der von Ihnen benutzten Züge für den Monat November bis 19.12.01 prüfen lassen, daher die verzögerte Antwort.

Das Ergebnis zeigt insgesamt zwar keine ganz zufriedenstellende Pünktlichkeit. So waren an den 48 Verkehrstagen in der Ankunft Hamburg Hbf bei dem RE 24392 9 "Ausreisser" von mehr als 10 Minuten Ver(s)pätung verzeichnen. Die übrigen Zeiten waren 38 mal pünktlich bzw. bis zu 3 Minuten.

Dennoch wollen wir bestehende Schwierigkeiten nicht verschweigen. Vor technischen Störungen an Fahrzeugen und Anlagen, Witterungseinflüssen, Bauarbeiten, Einflüsse durch Dritte (Kühe in den Gleisen, Suizid, unberechtigter Aufenthalt im Gleisbereich, Unfälle an Bahnübergängen,...) usw. ist auch die Eisenbahn nicht gefeit. Probleme bereiten uns derzeit besonders die Züge mit den Doppelstockwagen. Hierbei handelt es sich um Wendezüge, die mit einem Steuerwagen, Doppelstockwagen und einer Lokomotive gefahren werden. Das Triebfahrzeug dieser Züge muss aber speziell für das Fahren mit Doppelstockwagen geeignet sein. Die in dieser Jahreszeit witterungsbedingt haftungsreduzierten Gleise können bei den Bremsvorgängen an den Rädern der Triebfahrzeuge zu Flachstellen führen. Die Sicherheit erfordert dann die umgehende Reparatur. Leider steht uns kein Ersatzfahrzeug zur Verfügung, weil alle vorhandenen ihre planmäßigen Leistungen erbringen. Bei Einsatz eines "normalen" Triebfahrzeugs kann der Steuerwagen nicht genutzt werden, es müssen dann Lokumfahrten erfolgen. Bei derartigen Unregelmäßigkeiten lässt sich das Fahrplankonzept nicht mehr einhalten, so dass es zu Verspätungen kommen kann.

Die Pünktlichkeit auf der Kursbuchstrecke 120 Bremen - Hamburg wir(d) auch anderweitig beeinflusst. Diese Strecke ist ohnehin äußerst "sensibel". Wie Sie sicher wissen, ist die Infrastruktur zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg Hbf nicht optimal, so dass die Kapazitätsgrenze insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten schnell erreichen ist - ab Hamburg-Harburg fädeln sich immerhin die Kursbuchstrecken (Kbs) 120 Hamburg - Bremen, 121/122 Cuxhaven/Bremerhaven - Hamburg-Neugraben (-Hamburg), 123 (Hamburg-) Buchholz (Nordh) - Soltau - (-Hannover) und nicht zu vergessen auch die Kbs 110 Hamburg - Hannover direkt oder indirekt in eine Gemeinschaftsstrecke ein. Dieser Streckenbereich ist somit von der Zugfolge her außerordentlich stark mit Zugfahrten belegt, Verspätungen übertragen sich schnell.

Wir bedauern die entstandenen Unannehmlichkeiten und bitten dafür erneut um Entschuldigung. Bitte glauben Sie uns, dass wir stets um größtmögliche Pünktlichkeit bemüht sind. Jedoch lassen sich die Versäumnisse der Vergangenheit, in der es der damalige Eigentümer der Bahn, der Bund, versäumt hat, die notwendigen finanziellen Mittel zur Modernisierung bereitzustellen, nicht von heute auf morgen bereinigen. Die Deutsche Bahn AG investiert hierin erst seit wenigen Jahren - und wird dies fortsetzten - einen zweistelligen Milliardenbetrag. Wir sind sicher, dass davon mittelfristig auch die Region Nordheide und Hamburg profitiert.

In der Hoffnung, mit unseren Ausführungen zu einem besseren Verständnis beigetragen zu haben, verbleiben wir

mit freundlichen Grüßen
DB Regio AG
Im Auftrag

R.P.

Meine Anmerkung:

Der von der DB Regio AG näher geprüfte Zug RE 24392 ist eigentlich nicht 'mein' Zug. Außerdem ist es kein Zug mit 'Ankunft Hamburg Hbf' sondern mit Abfahrt von dort. Es ist fast tröstlich zu wissen, dass auch andere Züge mit einer nicht 'ganz zufriedenstellende(n) Pünktlichkeit' verkehren. Die Eingeständnisse des DBAG-Mitarbeiters erstaunen mich dabei. Ist nur zu hoffen, dass der genannte zweistellige Milliardenbetrag nicht für so etwas Überflüssiges wie die Y-Trasse ausgegeben wird, sondern wirklich zur Sanierung der Gleiskörper und Neuanschaffung von tauglichen Zügen benutzt wird.

... auch Ihnen ein gutes Nachhausekommen, Herr Mehdorn!? Tass' Kaff' mit WilliZ Weblog

Stand: 14.11.2005